Dance & History online 2023
"Komm mit mir zum Tanze"
Tanz in Deutschland
1450 - 1900
21. - 22. Januar 2023
eine Online-Tagung auf Zoom
Inspiriert von Goethes "Wechsellied zum Tanze" wollen wir mit unseren Online-Tanztagen ein weiteres Mal ein Schlaglicht auf die Entwicklung des Tanzes im deutschsprachigen Raum über mehr als vier Jahrhunderte hinweg werfen.
Wir hören von "Mummereien" am Hof Kaiser Maximilians I., von Tänzerkarrieren am Markgräflichen Theater Bayreuth, von bisher unbekannten Kontratänzen zu Mozarts Kompositionen, und vom Leben und Werk des Wiener Tanzlehrers Carl Haraschin. Für Tanzpraktiker ist sicherlich der Beitrag über die Quadrille im 19. Jahrhundert besonders interessant.
Schließlich schaffen wir auch Bezüge zur heutigen Zeit, z.B. mit einem Beitrag über Lieven Baerts Inszenierung der Landshuter Hochzeit, mit einem Blick auf Tauberts "prosaisches und poetisches Tanzen" aus tanztherapeutischer Sicht und einem Projekt zu Inklusionsmöglichkeiten im Contredanse.
Abgerundet wird jeder Tag mit einer Diskussionsrunde der jeweiligen Referenten.
Die Beiträge werden mitgeschnitten und sind für registrierte Teilnehmer noch einen Monat auf YouTube abrufbar.
- über Internetplattform Zoom
- Teilnahme kostenlos,
Spenden sehr willkommen
- Registrierung erforderlich
begrenzte Teilnehmerzahl
Samstag, 21. Januar 2023 |
Sonntag, 22. Januar 2023 |
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16:00 | Begrüßung | 16:00 | Begrüßung | |||
16:10 | Das Tanzspiel der "Landshuter Hochzeit" (Lieven Baert) |
16:10 | Die "Quadrille Française" im deutschen Sprachraum 1820 – 1920 Begriffsklärung – Schritte – Figuren (Birte Hoffmann-Cabenda) |
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17:00 | Der Tanz der „Deutschen“ in Innsbruck 1493/94 – Tanz im Umfeld Maximilians I. (Jadwiga Nowaczek) |
17:00 | „ein paar werthvolle Füße“ – Carl Haraschin, k. k. Akademie-Tanzlehrer (Pia Brocza) |
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17:40 | Pause | 17:40 | Pause | |||
18:00 | „Poetisches Tantzen“ als Tanztherapie? (Iris-Michaela Schmidtmann) |
18:00 | Von der Nutzbarkeit einer alten Bibliographie für die heutige Tanzforschung: Hugo Hayn, Bibliotheca Germanorum, Erotica & Curiosa, 1912–1914 (Giles Bennett) |
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18:50 | Mozarts Kontretänze aus Mozarts Zeit (Marko Motnik) |
18:50 | Kontratänze als innovative Raumerfahrung für Blinde mit Sehenden (Michael Malkiewicz) |
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19:40 | Zusammenfassung des Tages | 19:40 | Zusammenfassung des Tages | |||
20:00 | Ende | 20:00 | Ende |
Sa, 16:00 - 16:10 Uhr
Begrüßung und Technisches
Begrüßung der Teilnehmer, anschließend erfolgt eine kurze Einführung in das Thema des Tages.
Moderation: Birte Hoffmann-Cabenda, Carola Finkel, Markus Lehner
Technische Leitung: Roy Cabenda
Sa, 16:10 - 16:50 Uhr
Das Tanzspiel der "Landshuter Hochzeit"
Im Jahr 1902 beschlossen einige Landshuter Kaufleute, die Landshuter Hochzeit zwischen der polnischen Königstochter Hedwig und dem Sohn des Herzogs von Bayern von 1475 nachzustellen. Heute hat der Verein 7.000 Mitglieder und veranstaltet alle vier Jahre die „Landshuter Hochzeit“ einschließlich eines Hofballs.
In den Chroniken wird zwar erwähnt, wer z.B. mit wem getanzt hat, wer ein guter Tänzer war oder nicht. Leider wissen wir aber nicht, welche Musik oder welche Tänze konkret aufgeführt wurden.
Lieven Baert, der seit 1997 das Tanzspiel inzwischen zum siebten Mal inszeniert, ließ sich insbesondere von Tanz und Musik des späten 15. Jahrhunderts aus Frankreich und Italien inspirieren. Anhand von ausführlichem Videomaterial wird Lieven Baert zeigen, wie er sich dem Tanzspiel mit einer Mischung aus Tradition und zeitgenössischer Dramaturgie annähert.
Lieven Baert, Gent, Belgien
Lieven Baert ist ein professioneller Choreograf, Tanzlehrer, Performer und Theaterregisseur.
Als Leiter des Instituts für historischen Tanz in Gent, Belgien, organisierte er 1985 und 2000 zusammen mit der Universität Cambridge, Stockholm und Gent zwei wichtige Symposien über den frühen Tanz.
Als Produzent historischer Festivals hat er sich auf die Rekonstruktion des Repertoires vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit spezialisiert. Als solcher entwickelt er spezielle Konzepte, die auf den jeweiligen Personen und Orten basieren.
Sa, 17:00 - 17:40 Uhr
Der Tanz der „Deutschen“ in Innsbruck 1493/94 – Tanz im Umfeld Maximilians I.
Um den Jahreswechsel 1493/1494 gibt es von Bianca Maria Sforza und ihrem Umfeld aus Innsbruck mehrere kurze Berichte über den dortigen Tanz, die interessante Aspekte zum Tanz der „Todeschi“ ansprechen. Auch zu Tanzdarstellungen aus dem Freydal lassen sich Bezüge herstellen. Einige Freydal-Bilder zeigen frappante Übereinstimmungen mit einem Festbericht aus Köln von 1486.
Jadwiga Nowaczek, Ismaning, Deutschland
Seit 1980 Rekonstruktion von Historischem Tanz, Barockopern-Ballette, Operninszenierungen, abendfüllende Konzertprogramme mit Renaissance- und Barocktanz. Lehrauftrag für Historischen Tanz an der Musikhochschule München. Leiterin des Ensembles La Danza München.
Sa, 17:40 - 18:00 Uhr
Pause
Sa, 18:00 - 18:40 Uhr
„Poetisches Tantzen“ als Tanztherapie?
Ein Tanzstil ist immer Ausdruck des kulturellen Selbstverständnisses einer bestimmten Gruppe von Menschen zu einer bestimmten Zeit. Das 17. Jh. war gekennzeichnet von einer tiefgreifenden Neuordnung gesellschaftlicher Strukturen. Mit Hilfe der rhythmisch-energetischen Strukturanalyse (RES) lässt sich feststellen, dass das Selbstverständnis der Tanzenden im Laufe des 17.Jh. eine deutliche Wandlung erfuhr. Die Ausführungen von Gottfried Taubert (Rechtschaffener Tanzmeister, Leipzig, 1717) zum „Poetischen“ und „Prosaischen Tantzen“ legen nahe, dass die rhythmisch wiederholte Bewegung im Tanztraining ganz bewusst zur Verhaltensumschulung im Sinne einer modernen Tanztherapie eingesetzt wurde.
Iris-Michaela Schmidtmann, Oldenburg, Deutschland
Iris-Michaela Schmidtmann begann 1990 ein Kontaktstudium in historischem Tanz an der Akademie für alte Musik und später an der Hochschule für Künste in Bremen. Später bildete sie sich in Kursen in Paris und Sablé fort. Das Weiterbildungsstudium Tanztherapie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster schloss sie mit einer Arbeit unter dem Titel: Pavane, Courante, Menuett – Selbstrepräsentation am französischen Hof des 17. Jahrhunderts ab.
Sa, 18:50 - 19:30 Uhr
Mozarts Kontretänze aus Mozarts Zeit
Dass Wolfgang Amadeus Mozart Musik zu einer ganzen Reihe von Kontretänzen komponierte, ist bekannt, doch blieb die Frage nach der choreographischen Umsetzung dieser Musik bislang noch unbeantwortet. Eine neulich aufgefundene Musikhandschrift aus dem Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien enthält zeitgenössische Choreographien zu sieben Kontretänzen von Mozart, welche neue Einblicke in die Thematik ermöglichen, einige alte Fragen beantworten und wieder neue aufwerfen.
Marko Motnik, Slowenien
Marko Motnik studierte Orgel, Cembalo und Instrumentalpädagogik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und schloss seine Studien mit einer musikwissenschaftlichen Doktorarbeit ab. Er arbeitete als Universitätsassistent an der Universität Wien, später als Projektmitarbeiter an der Wiener Universität für Musik und anschließend als Mitarbeiter im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde. Im Jahr 2020 kehrte er in sein Heimatland Slowenien zurück, wo er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungszentrum der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste tätig ist. Tanzmusik und Tanz gehören seit langem zu seinen wichtigsten Interessensgebieten.
Sa, 19:40 - 20:00 Uhr
Zusammenfassung des Tages
Die Referenten des Tages treffen sich mit der Moderation zu einem abschließenden Gespräch über das Tagungsthema. Dabei gibt es nochmal die Gelegenheit für die Teilnehmer Fragen zu stellen und mit den Referenten ins Gespräch zu kommen.
Moderation: Birte Hoffmann-Cabenda, Carola Finkel, Markus Lehner
So, 16:00 - 16:10 Uhr
Begrüßung und Technisches
Begrüßung der Teilnehmer, anschließend erfolgt eine kurze Einführung in das Thema des Tages.
Moderation: Birte Hoffmann-Cabenda, Carola Finkel, Markus Lehner
Technische Leitung: Roy Cabenda
So, 16:10 - 16:50 Uhr
Die "Quadrille Française" im deutschen Sprachraum 1820 – 1920 Begriffsklärung – Schritte – Figuren
Die im späten 18. Jahrhundert in Frankreich unter dem Namen Contredanse entstandene Tanzform der Quadrille verbreitete sich im Laufe des 19. Jahrhunderts buchstäblich über die ganze Welt. Um 1820 erreichte sie auch den deutschen Sprachraum. Im Laufe der Jahrzehnte vereinfachte sich das Schrittmaterial, und es gab zahlreiche kleine Varianten in den Figuren, aus denen die Quadrille Française besteht. Dieser Vortrag soll zunächst Begriffsklärung betreiben – die Bedeutung von Worten wie „Contredanse“ oder „Quadrille“ ist je nach Ort und Zeit verschieden. Die Grundschritte sollen, mit Videobeispielen, gezeigt und die Figuren erwähnt werden. Auch die mit diesen Tänzen verbundenen Konventionen, wie Aufstellungen und Kommandos, werden geschildert.
Birte Hoffmann-Cabenda, Wedel, Deutschland
Birte Hoffmann-Cabenda studierte Mathematik, Betriebswirtschaftslehre und Informatik an der Universität Hamburg. 1975 kam sie erstmalig mit historischem Tanz in Berührung und besuchte seither zahllose Kurse und Konferenzen in dem Bereich. 1980 erhielt sie ein „teaching certificate“ der DHDS und begann 1981, selbst zu unterrichten. Daneben erforscht sie das Leben und Werk verschiedener Tanzlehrer aus Norddeutschland im 19. Jahrhundert. Inzwischen blickt sie auf eine langjährige Rekonstruktions-, Vortrags- und Lehrtätigkeit im Bereich Historischer Tanz zurück.
So, 17:00 - 17:40 Uhr
„ein paar werthvolle Füße“ – Carl Haraschin, k. k. Akademie-Tanzlehrer
Carl Haraschin war Tanzlehrer in Wien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. „Die Convenienz“ oder „Tanz-Fragmente“, so die klingenden Titel zweier seiner Tanzlehrbücher, die er in den Jahren zwischen 1874 und 1892 (neben drei weiteren) verfasst hat. Darin vermittelte er praktische Anweisungen zu den beliebtesten Gesellschaftstänzen und geschichtliche Hintergründe dazu. Der Artikel befasst sich mit Haraschins Schaffen in der Wiener Tanzgesellschaft und beleuchtet sein Plädoyer für die geregelte Quadrille, die er durch Paartänze in „Locomotivgeschwindigkeit“ bedroht sah.
Pia Brocza, Österreich
Pia Brocza, Pädagogin für modernen und historischen Tanz sowie Elementarmusik, Studium der Psychomotorik und Bildungswissenschaft, lernte den Historischen Tanz während ihrer Ausbildung am Konservatorium der Stadt Wien kennen und wirkte als Tänzerin der „Hof-Dantzer“ (Leitung H. Unfried) bei Auftritten im In- und Ausland mit. Seit 2005 widmet sie sich mit dem Ensemble Tantz-Art der Rekonstruktion und theatralischen Umsetzung der Tanzkunst des 17.-18. Jh. Basierend auf ihrem Interesse an der Tanzpraxis sucht sie die Auseinandersetzung mit historischen sowie zeitgenössischen Tanzsparten und deren Umsetzung in Pädagogik und Performance.
So, 17:40 - 18:00 Uhr
Pause
So, 18:00 - 18:40 Uhr
Von der Nutzbarkeit einer alten Bibliographie für die heutige Tanzforschung: Hugo Hayn, Bibliotheca Germanorum, Erotica & Curiosa, 1912–1914
Der Tanz hatte in der westlichen Kultur stets mit dem Makel einer zweifelhaften moralischen Position zu kämpfen. Daher scheinen Tanzthemen auch in einer der bedeutendsten Bibliographien zu (im weitesten Sinne) deutschsprachiger „erotischer“ Literatur um 1900 auf, der vor allem von Hugo Hayn (1843-1923) in jahrzehntelanger Arbeit erstellten „Bibliotheca Germanorum, Erotica & Curiosa“, die von 1912 bis 1914 in acht Bänden erschien. Bei der Erstellung griff Hayn auf große Bibliotheken, aber auch Auktionshäuser und Privatsammlungen zurück. Seine weitreichenden Recherchen und Interessen berührten Hochzeitsgedichte seit Mitte des 16. Jahrhunderts ebenso wie Reiseführer zu „zweifelhaften“ Berliner Tanzlokalen um 1800. Neben den Einträgen im Abschnitt „Tanz“ (im 20. Jahrhundert der Ausgangspunkt zu Tanzlehrbüchern der Vergangenheit) macht die digitale Verfügbarkeit des (Voll-)Textes nun auch relevante Funde im Rest des Werkes leichter möglich. Da immer mehr Drucke des 16. bis 19. Jahrhunderts digital verfügbar sind, führen entsprechende Hinweise oft zu Voll-Digitalisaten, die neue Entdeckungen vor allem von Quellen zu den sozialen Umständen des Tanzes vom 16. Jahrhundert bis um 1900 erlauben.
Giles Bennett, München, Deutschland
Giles Bennett, Historiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte München, Tänzer im Ensemble La Danza München (Leitung: Jadwiga Nowaczek), Mitherausgeber des Bandes „Barocktanz im Zeichen französisch-deutschen Kulturtransfers. Quellen zur Tanzkultur um 1700“, Hildesheim 2008, diverse Aufsätze zum Tanz im 17. und 18. Jahrhundert.
So, 18:50 - 19:30 Uhr
Kontratänze als innovative Raumerfahrung für Blinde mit Sehenden
Viele blinde Personen sind musik- und tanzaffin. Die Auswahl an Tänzen ist beschränkt. Die komplexen Figuren der Kontratänze eröffnen nicht nur ein neues Verständnis für die Musik des 17.- 19. Jahrhunderts, sondern auch völlig neue Raumwegerfahrungen. Historische Tänze haben ein Potenzial, das weit über „Historische Rekonstruktion“ hinausgeht und auch inklusive Kulturerfahrung ermöglicht.
Michael Malkiewicz, Salzburg, Österreich
Mag. Dr. Michael Malkiewicz: Studium von Violine, Musik- und Tanzwissenschaft, Slawistik und Theologie in Salzburg. Mitarbeiter in diversen Forschungsprojekten. Forschungsreferent bzw. Dozent an diversen Universitäten in Europa, USA und Asien. Workshopleiter für Stepptanz und Historischen Tanz, u.a. auch für Blinde. Derzeit Projektmanager in einer Österreichischen Unternehmensgruppe, Austria Tour Guide und Musiker.
So, 19:40 - 20:00 Uhr
Zusammenfassung des Tages
Die Referenten des Tages treffen sich mit der Moderation zu einem abschließenden Gespräch über das Tagungsthema. Dabei gibt es nochmal die Gelegenheit für die Teilnehmer Fragen zu stellen und mit den Referenten ins Gespräch zu kommen.
Moderation: Birte Hoffmann-Cabenda, Carola Finkel, Markus Lehner
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